Beleidigungen und Bedrohungen verletzen, treiben in die Enge und machen hilflos. Dies ist nicht neu. Was sich geändert hat, sind die Kanäle. Während früher Beleidigungen direkt ausgesprochen wurden, werden heute Internet- und Mobilfunkdienste genutzt, um an potenzielle Mobbing-Opfer zu gelangen. Meist sind Kinder die Opfer von Cybermobbing. Diese werden in die Enge getrieben, fühlen sich mit der Situation überfordert und geraten in das soziale Abseits.
Inhalt
Wie funktioniert Cybermobbing?
Cybermobbing findet auf einer Ebene statt, die bis vor wenigen Jahrzehnten noch vollkommen fremd erschien.
Die Kanäle für Cybermobbing:
- soziale Netzwerke
- Video-Portale
- Instant-Messaging-Dienste
Was sich einst Visavis ereignet hat, verläuft heute via Internet und Smartphone weitgehend unter dem Deckmantel der Anonymität. Dennoch stammen die „Bully“ genannten Täter häufig aus dem unmittelbaren persönlichen Umfeld der potenziellen Cypermobbing-Opfer.
Die Cybermobbing-Instrumente im Überblick
Gerüchte verbreiten/verleumden: Gerüchte werden über das Internet oder das Smartphone verbreitet und an einen großen Personenkreis weitergetragen.
Schikane: Verletzende und beleidigende Nachrichten werden über E-Mail, SMS, soziale Netzwerke oder Chats verbreitet.
Bloßstellung: Ehemals vertrauliche Informationen werden einem breiten Personenkreis zugänglich gemacht, um das potenzielle Cybermobbing-Opfer zu kompromittieren.
Ignoranz und Ausgrenzung: Unter dem Begriff Cybermobbing fällt auch der bewusste Ausschluss von Personen aus Chats, Cliquen und Gruppen in sozialen Netzwerken.
Da „Bullys“ meist aus dem unmittelbaren Umfeld des Opfers stammen, bleibt Cybermobbing häufig nicht auf die virtuelle Welt beschränkt und setzt sich „offline“ im Alltag fort. Daher sind die Grenzen von Mobbing und Cybermobbing häufig fließend.
Was macht Cybermobbing aus?
Auch wenn, wie eben besprochen, keine eindeutige Abgrenzung zum Mobbing erfolgen kann, besitzt Cybermobbing seine ganz eigene Charakteristik und geht dadurch weit über die Möglichkeiten und Grenzen eines ausschließlich offline erfolgten Mobbings hinaus.
Zugriff 24/7 möglich
Mobbing endet meist nach der Arbeit oder nach der Schule. Bullys können rund um die Uhr aktiv sein. Während Mobbing-Opfer daheim Zuflucht suchen und finden, ist dies den Opfern von Cybermobbing nicht möglich. Nächtlicher Telefon-Terror ist keine Seltenheit.
Einfache und schnelle Verbreitung von Inhalten
Bullys bedienen ein weites Feld. Werden Nachrichten verschickt und Videos online verbreitet, lässt sich dies nur schwer kontrollieren oder rückgängig machen. Innerhalb von Sekunden können Inhalte einer großen Zahl von Nutzern zugänglich gemacht werden.
Anonymität gibt Sicherheit
Die Ungewissheit um die Identität des Täters flößt den Mobbing-Opfern Angst ein und sorgt im Alltag für Verunsicherung. Der Täter dagegen kann sich in seiner Anonymität frei bewegen und jederzeit aus dem Hinterhalt der virtuellen Welt aktiv werden. Daher kann Cybermobbing häufig über einen langen Zeitraum erfolgen, ohne dass jemand darauf aufmerksam wird oder das Mobbing-Opfer damit an die Öffentlichkeit geht.
Wie lässt sich Cybermobbing erkennen?
Laut einer Studie des Bündnisses für Cybermobbing ist Mobbing in Schulen ein brandaktuelles Thema. Da Kinder ihre Probleme meist zunächst für sich behalten, ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.
Daher sollten Eltern ihren Nachwuchs umso aufmerksamer beobachten und bei folgenden Anzeichen hellhörig werden:
- Das Kind zieht sich zurück.
- Das Kind kapselt sich von der Außenwelt ab.
- Das Kind verliert die Lust an Lernen und Hobbys.
- Das Kind verschließt sich und blockt Gespräche ab.
Oftmals kommen auch körperliche Symptome hinzu. Treten Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder andere Beschwerden auf, leidet das Cybermobbing-Opfer vermutlich bereits über einen längeren Zeitraum unter den Folgen von Beleidigungen, Beschimpfungen und Ausgrenzungen. Im schlimmsten Fall finden die Schikanen auch körperlich Ausdruck. Kommen Kinder häufiger mit Blessuren nach Hause, sollten Eltern in jedem Fall aktiv werden und die Ursache herausfinden.
Wie kann Cybermobbing-Opfern geholfen werden?
Die Opfer von Cybermobbing befinden sich in einer Ausnahmesituation und stehen unter hohem Leidensdruck. Die Erniedrigungen via Handy und Internet können den kompletten Tagesablauf des Opfers begleiten. Rückzugsmöglichkeiten sind nicht gegeben.
Beim Umgang mit Cybermobbing-Opfern ist Fingerspitzengefühl gefragt. Wenn Eltern von einem Fall von Cybermobbing erfahren, sollte dies dem zuständigen Lehrer gemeldet werden, allerdings ohne den Namen des Bullys zu nennen.
Gute Erfahrungen wurden mit folgender Vorgehensweise gemacht: Der Lehrer lässt die Schüler eine Unterlassungserklärung unterschreiben. Dort wird klar festgeschrieben, was auf die Schüler zukommt, wenn sich Cybermobbing in der Klasse wiederholt.
Konkrete Handlungsweisen sollten mit dem Mobbing-Opfer abgestimmt werden. Wichtig ist ein bewusstes wie kontrolliertes Handeln. Vorwürfe und Beschuldigungen sind fehl am Platze.
Folgende Vorgehensweisen können helfen, Cybermobbing zu beenden:
- auf keinerlei Nachrichten reagieren
- Beweise sichern (Screenshots)
- Kontaktmöglichkeiten verringern (Handy häufiger abschalten, Mobber blockieren)
- problematische Daten beim Anbieter löschen lassen
- Vertrauenspersonen ins Boot holen
- extreme Fälle von Cybermobbing der Polizei melden
Eltern sollten nicht auf eigene Faust aktiv werden. Die Schule sollte in Kenntnis gesetzt werden. Wer weniger affin mit den modernen Medien ist, sollte sich Expertenmeinungen einholen.
Wie lässt sich Cybermobbing vorbeugen?
Cybermobbing lässt sich nicht komplett ausschließen, dies käme dem vollständigen Verzicht auf Internet und Handy gleich. Dennoch sollten Eltern die Nutzung der virtuellen Kanäle kontrollieren und ggf. einschränken. In kontaktarmen Pandemie-Zeiten erreicht die Nutzung von Smartphone und Internet bei Kindern einen neuen Höchststand.
Kinder sollten mit den Möglichkeiten vertraut gemacht werden, die sich Ihnen bieten, um Cybermobbing selbst abzuwehren. Sie sollten davon in Kenntnis gesetzt werden, unangebrachte und befremdliche Inhalte melden oder blockieren zu können.
Gemeinsam mit den Kindern kann darüber entschieden werden, ob bestimmte Apps und Anwendungen sowie die Mitgliedschaft in sozialen Netzwerken wirklich notwendig ist. Wer die Online-Zeit begrenzt, begrenzt auch den Zugriff der Cyber-Mobber. Besonders in den Abend- und Nachtstunden sollten Kinder keinen Zugriff auf die Geräte erhalten.
Die Cybermobbing-Vorbeugung kann unter folgenden Punkten zusammengefasst werden:
- Medienkompetenz fördern
- Selbstvertrauen und Kompetenzen des Kindes stärken
- Vermittlung von Inhalten, welche die Kommunikation in sozialen Netzwerken transparenter gestalten
Werden die Kinder entsprechend beraten und geschult, können Cybermobbing-Angriffe häufig abgewendet werden.